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Der Policy Sprint

Wie wird der Schweizer Verkehr bis 2050 klimaneutral?

 

Wo wir aktuell stehen

Nationalrat nimmt Vorstösse an und überweist Motion in den Ständerat.

Im Januar haben 27 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Parlament, der Verwaltung, der Wissenschaft, der Zivilgesellschaft und der Privatwirtschaft im Verkehrshaus Luzern wesentliche Handlungsfelder identifiziert und konkrete Massnahmen ausgearbeitet.

Nach deren Spiegelung und Konsolidierung wurden sechs Vorschläge für parlamentarische Vorstösse abgeleitet. Im Mai wurden diese mit den Parlamentarierinnen und Parlamentariern final angepasst und es folgte die Einreichung dreier Vorstösse in der Sommersession im Juni 2022. Der Bundesrat empfahl alle drei Vorstösse zur Annahme. Der Ständerat hat daraufhin bereits im Herbst das erste Postulat angenommen. In der Frühjahrssession 2023 folgte der Nationalrat mit der Annahme des zweiten Postulats, sowie einer Motion. Die Motion kommt somit in den Ständerat, die beiden Postulate bereits in die Umsetzung. Wir bleiben dran!

 
 

Community of the Doers.

Wir verfolgen gespannt, wie Bund und Parlament die Umsetzung der drei Vorstösse gestalten werden.

Darüber hinaus unterstützt Expedition Zukunft den kollaborativen Austausch zwischen den Teilnehmer:innen weiterhin, um auch in laufenden Geschäften konkrete Fortschritte zu erzielen.

Die erarbeiteten Massnahmen

Hier gehts zu den Massnahmen die am 19. und 20. Januar 2022 erarbeitet wurden.

  • Herausforderung: Wie könnten wir den Ausbau der Ladeinfrastruktur (für Elektrofahrzeuge) sicherstellen und beschleunigen?

    Massnahme und Instrumente, um die Herausforderung zu lösen:

    Wir wollen den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge beschleunigen.

    Um den Anteil von Elektrofahrzeugen am gesamten Fahrzeugpark in der Schweiz zu erhöhen, braucht es eine massive Ausweitung der Ladeinfrastruktur. Dies trifft v.a. auf Mehrfamilienhäuser zu, weil Elektrofahrzeuge v.a. zuhause geladen werden und fast 70% aller Schweizer:innen Wohnraum mieten. Aber gerade in Mehrfamilienhäusern findet der Ausbau von Ladeinfrastruktur nur schleppend statt, weil die Eigentümer:innen nicht wissen, wie schnell sie die Kapitalkosten (für die Grundinfrastruktur sowie für die einzelnen Ladestationen) auf die Mieter:innen abwälzen können.

    Dafür wurde ein Instrument erarbeitet:

    Ein finanzielles Anreizprogramm (d.h. Förderung) für Eigentümer:innen von Mehrfamilienhäusern (zwecks Anschaffung von Ladeinfrastruktur), das:

    - einfach, klar und kurz befristet ist,
    - das Laden von Elektrofahrzeugen umweltfreundlich und kosteneffizienz macht und den sicheren Betrieb der Stromnetzinfrastruktur nicht gefährdet,
    - von Begleitmassnahmen unterstützt wird, insbesondere in den Bereichen (i) Informationsvermittlung für die Zielgruppe (z.B. mit einem Leitfaden) und (ii) Abbau von Hürden (z.B. im Bewilligungsverfahren),
    - zeitnah – sicher vor 2025 – implementiert werden kann, und
    - nach den Grundsätzen des Nutzer:innen- bzw. Verbraucher:innenprinzips finanziert wird.

  • Herausforderung: Wie könnten wir die Versorgung mit nicht-fossiler Energie und die Netzstabilität sicherstellen? Wie, Wo und in welchem Zeitrahmen?

    Massnahme und Instrumente, um die Herausforderung zu lösen:

    Wir wollen angesichts der rasch wachsenden Nachfrage nach nicht-fossilen Energien im Verkehr die Netzstabilität und Versorgung sicherstellen

    Die Schweiz steht in den nächsten Jahren nicht nur in Bezug auf die Bereitstellung von Energie (z.B. Strom), sondern insbesondere auch in Bezug auf die Netzstabilität, die Versorgungssicherheit, die Attribution (Verteilung des Stroms zw. unterschiedlichen Branchen - nicht nur im Verkehr), sowie die Finanzierung des Netzwerkausbaus vor grossen Herausforderungen.

    Dafür gilt es, die Rollen, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten in Bezug auf das Thema nicht-fossile Energieträger zu klären. Im Gegensatz zu Wasser, Verkehr oder Kartoffeln hat in der Schweiz keine Institution den gesetzlichen Auftrag, die Versorgungssicherheit zu sichern - dies, obwohl Stromausfall regelmässig als eines der grössten Risiken für die Schweiz identifiziert wird.

    Dafür wurden zwei Instrumente erarbeitet:

    Kompetenzregelung mit Bundesrat klären:

    - Klären, ob der Bundesrat der Ansicht ist, dass die heutige Kompetenzregelung perspektivisch gesehen ausreichend ist und falls nicht, welche Änderungen vorgeschlagen werden.
    - Startpunkt: Bilaterale Abklärung mit dem BFE zum IST-Zustand. Falls notwendig: Parlamentarische Motion zur Klärung des IST-Zustandes, gesetzliche Anforderungen oder Änderung der Verfassung.

    Rolle der Schweizer Energieaussenpolitik klären:

    - Klären, inwiefern die Schweiz im Rahmen einer aktiven Energieaussenpolitik die Produktion synthetischer Treibstoffe vorantreiben sollte, um zum Beispiel die Wintermonate oder Verkehrsspitzen (z.B. Gotthard an Ostern) abfedern zu können.

  • Herausforderung: Wie könnten wir den ÖV-Anteil am Gesamtverkehr erhöhen?

    Massnahme und Instrumente, um die Herausforderung zu lösen:

    Wir wollen den öffentlichen Verkehr attraktiver und konkurrenzfähiger machen.

    Durch Anreize, angepasste Preise sowie mit einer Verbesserung der raumplanerischen Rahmenbedingungen soll der ÖV dem motorisierten Individualverkehr gegenüber attraktiver und konkurrenzfähiger werden.

    Dafür wurden drei Instrumente erarbeitet:

    Raumplanerische Bedingungen verbessern:
    - ÖV-Anbindungsplflicht für grosse kommerzielle Angebote (z.B. grosse Einkaufszentren)
    - Parkplatzsteuer für grosse kommerzielle Angebote
    - Verfahrensbeschleunigung für ÖV-Projekte in den Städten (heute sind langjährige Prozeduren notwendig, um z.B. eine Busspur umzusetzen)
    - Verkehrsdrehscheiben / Mobilitätshubs für den Umstieg fördern

    Steueranreize für Familien:
    - Bedingungsloser Abzug von ÖV-Abos für die ganze Familie
    - Steuergutschrift bei Verzicht auf eigenes Auto (inkl. Zuschlag pro Kind)

    ÖV–Rabatt für Junge:
    - 1000.- CHF GA für Jugendliche (bis ca. 21 Jahre. Preisunterschied durch Bund finanziert. Genauer Preis und Alter kann noch definiert werden). Somit sollen Jugendliche früh mit den Vorteilen des ÖV sozialisiert werden, unabhängig vom Mobilitätsverhalten der Eltern.

  • Herausforderung: Wie könnten wir die Mobilitätskette optimieren, sodass die Auslastung der unterschiedlichen Verkehrsmittel des Personenverkehrs erhöht wird?

    Massnahme und Instrumente, um die Herausforderung zu lösen:

    Wir wollen die Mobilitätsketten attraktiver machen.

    Intermodale Mobilität, sprich die Nutzung von verschiedenen Verkehrsmitteln für eine Wegstrecke, ist zwar klimatisch oft die beste Option - allerdings nicht die attraktivste für Nutzer:innen.

    Wir können die Attraktivität intermodaler Mobilitätsketten steigern, indem wir in diesen drei Bereichen wirken:

    - Bequemlichkeit: Sowohl physisch (Lücken in der Kette erschliessen, einfaches umsteigen) als auch digital (Planung, Buchung).

    - Preisliche Attraktivität: Es soll sowohl für Nutzer:innen als auch für Anbieter:innen preislich attraktiv und rentabel sein und trotzdem effizientes Reisen gewährleisten.

    - Zeitliche Effizienz: Die Dauer einer intermodalen Strecke muss mit dem motorisierten Individualverkehr konkurrenzfähig sein - Geschwindigkeit und Optionen beim Umsteigen sind dabei zentral.

    Dafür wurden zwei Instrumente erarbeitet:

    Ergänzung und Verknüpfungen physischer Angebote:

    - Schliessung von Lücken, u.a. mit Car Pooling, Ride Sharing, On-Demand Dienste und Lösungen für die Überbrückung der letzten Meile, wie z.B Publi-Bike, auch in weniger bevölkerungsdichten Regionen.

    - Startpunkt: Planung von Mobilität-Hubs, um das einfache Umsteigen zwischen Transportmitteln zu ermöglichen.

    Digitale Mobilitätsplattform:

    - Somit wird die bequeme und vorausschauende Planung und Buchung von Strecken mit allen Verkehrsmitteln ermöglicht.

    - Startpunkt: Hierfür sollen zuerst die notwendigen Daten zugänglich gemacht werden. Die Datensicherheit muss gewährleistet sein.

  • Herausforderung: Wie könnten wir die Bevölkerung aktiv in die Ausgestaltung/Entwicklung einer nachhaltigen und klimaneutralen Mobilität einbinden?

    Massnahme und Instrumente, um die Herausforderung zu lösen:

    Wir wollen die Bevölkerung aktiver in die Umsetzung des Netto-Null-Ziels im Verkehrsbereich einbeziehen.

    Die Bevölkerung soll die notwendigen Veränderungen positiv wahrnehmen und Beispiele für nachhaltige Mobilität zur Verfügung haben. Sie soll vor allem die Möglichkeit haben, sich an der Gestaltung einer klimaneutralen Mobilität zu beteiligen.

    Dafür wurden fünf Instrumente erarbeitet:

    - Fortschritt Barometer für CO2 Reduktionsziele etablieren: Auf allen Ebenen (Siedlung - Gemeinde - Kanton - Bund - Europa) mit klaren C02 Reduktionszielen und Verantwortlichkeiten
    - Belohnung bei verantwortungsvoller Mobilität: z.B. mit Gamification (“sustainable mobility hero”)
    - Bürger:innenräte erschaffen: Ergebnisse aus Bürger:innenräte mit Expert:innen-Inputs an Politik weiterleiten
    - Awareness Kampagne: Bedeutung Mobilität / Schaden-Kosten / “Veränderung ist cool” kommunizieren
    - Living Labs fördern: Reallabore, sprich neuartige Kooperation zwischen Wissenschaft und Zivilgesellschaft, die das gegenseitige Lernen in einem experimentellen Umfeld ermöglichen. Dadurch kann man die Zukunft erlebbar machen, Ergebnisse an die Politik weiterleiten und medial begleiten.

Konkrete Vorstösse

Aus den erarbeiteten Vorschlägen wurden am 15. Juni 2022 während der Sommersession drei Vorstösse eingereicht.

  • Der Bundesrat wird beauftragt, zu prüfen und in einem Bericht darzulegen, wie Verkehrsdrehscheiben und Veloinfrastruktur auch in ländlichen Regionen finanziell und auf andere Weise unterstützt werden können.

    zum Vorstoss

    Einreichender

    Ständerat Matthias Michel (FDP)

    Mitunterzeichnende

    Thierry Burkart (FDP), Stefan Engler (Die Mitte), Olivier Français (FDP), Charles Juillard (Die Mitte), Lisa Mazzone (Grüne), Paul Rechsteiner (SP), Jakob Stark (SVP)

  • Der Bundesrat wird beauftragt für verkehrsintensive Angebote und Anlagen im Einkaufs-, Freizeit- und Tourismusbereich gezielt darzulegen, mit welchen gesetzlichen Anpassungen und Anreizen der Anteil des öffentlichen Verkehrs an diesem Verkehrsaufkommen massgeblich erhöht werden kann. Ebenso sind Kriterien zu entwickeln, damit verkehrsintensive Anlagen nur an solchen Standorten erstellt werden, die mit dem öV mit verhältnismässigem Aufwand attraktiv erschlossen werden können.

    zum Vorstoss

    Einreichender

    Nationalrat Martin Candinas (Die Mitte)

    Mitunterzeichnende

    Philipp Kutter (Die Mitte), Jon Pult (SP), Barbara Schaffner (GLP)

  • Der Bundesrat wird beauftragt, einen Aktionsplan unter Einbezug der Kantone und Gemeinden zu erstellen, der innovative und klimaeffiziente kollektive Mobilitätsangebote fördert und erhöht.

    Unter anderem sollen folgende Kernpunkte berücksichtigt werden:

    • Abbau der regulatorischen Hürden für neue, klimaeffiziente Mobilitätsangebote (z.B. Mobility on Demand/Shared Mobility). Dies soll sowohl für Pilotprojekte als auch für Angebote, die den Regelbetrieb beginnen, gelten.

    • Förderung der Vernetzung dieser neuen Mobilitätsangebote mit dem klassischen öV und dem Langsamverkehr. Ziel der Vernetzung ist, zeitlich effiziente und benutzerfreundliche Wege zur Verfügung zu stellen (interzonaler Verkehr).

    zum Vorstoss

    Einreichende

    Nationalrätin Barbara Schaffner (GLP)

    Mitunterzeichnende

    Matthias Aebischer (SP), Florence Brenzikofer (Grüne), Martin Candinas (Die Mitte), Katja Christ (GLP), Olivier Feller (FDP), Kurt Fluri (FDP), Jürg Grossen (GLP), Jörg Mäder (GLP), Isabelle Pasquier-Eichenberger (Grüne), Jon Pult (SP), Marco Romano (Die Mitte), Marionna Schlatter (Grüne), Bruno Storni (SP)

 

Die Fragestellung

Wie wird der Schweizer Verkehr bis 2050 klimaneutral?

Was gehört zur Fragestellung des Policy Sprints und was nicht?

 

Der Prozess

innovativ, kollaborativ, effektiv

Die Teilnehmer:innen 

Beim Policy Sprint haben sich 27 Teilnehmer:innen mit verschiedensten Perspektiven aus dem Parlament, der Wissenschaft, der Privatwirtschaft und der Zivilgesellschaft für eine mutige Politik in der Schweiz eingesetzt und ambitioniert und lösungsorientiert an politischen Massnahmen für einen klimaneutralen Verkehr bis 2050 gearbeitet.

Wohin geht unsere Expedition

 

Auch nach der erfolgreichen Einreichung der Vorstösse in der Sommersession hält Expedition Zukunft eine unterstützende Funktion gegenüber allen Teilnehmenden des Policy Sprints “klimaneutraler Verkehr” inne.

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Unsere Förderpartner

Der Policy Sprint wird dank der Unterstützung des Migros-Pionierfonds und der Stiftung Clima Now ermöglicht.

 

Der Aufbau und die Realisation der kollaborativen Innovationsmethoden von Expedition Zukunft wird durch unseren Initialpartner Migros-Pionierfonds ermöglicht.

Der Migros-Pionierfonds sucht und fördert Ideen mit gesellschaftlichem Potenzial. Er ermöglicht Pionierprojekte, die neue Wege beschreiten und zukunftsgerichtete Lösungen erproben. Der wirkungsorientierte Förderansatz verbindet finanzielle Unterstützung mit coachingartigen Leistungen. Der Migros-Pionierfonds ist Teil des gesellschaftlichen Engagements der Migros-Gruppe und wird von Unternehmen der Migros-Gruppe mit jährlich rund 15 Millionen Franken ermöglicht. Weitere Informationen: www.migros-pionierfonds.ch

Die Stiftung Clima Now unterstützt als Themenpartnerin die Policy Sprints von Expedition Zukunft mit Fokus auf das Klima.

Die Stiftung Clima Now hat sich zum Ziel gesetzt, aktiv gegen die Klimakrise anzugehen. Dafür unterstützt sie Projekte aus drei Wirkungsbereichen: Reduktion von Treibhausgas-Emissionen im Energie- und Ernährungsbereich, Absorption von Treibhausgasen sowie Projekte, welche den gesellschaftlichen und politischen Wandel hin zu mehr Klimaschutz anstossen. Clima Now soll als Teil einer breiten Community mithelfen, der Klimaherausforderung entgegenzuwirken und Lösungen zu finden.