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Der Policy Sprint

Was ist die Zukunft der Verkehrspolitik?

 

Worum geht’s?

Eine überparteiliche Vision der Verkehrspolitik der Zukunft.

In der Schweiz wachsen sowohl die Bevölkerung als auch das Bedürfnis nach Mobilität, während der verfügbare Raum begrenzt bleibt. Das Verkehrssystem und die Verkehrspolitik stehen deshalb vor der Herausforderung, den steigenden Ansprüchen gerecht zu werden und gleichzeitig Nachhaltigkeit sowie Lebensqualität zu gewährleisten. Am ersten Workshop haben die 35 Teilnehmenden aus Parlament, Verwaltung, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Privatwirtschaft eine überparteiliche Vision für eine erfolgreiche zukünftige Verkehrspolitik entwickelt, die durch neun wesentliche Handlungsfelder realisiert wird.

Am 1. April 2025 traf sich die Gruppe zum zweiten Mal, um ein Set von 13 Massnahmen zu entwickeln. Diese prüfen die Teilnehmenden nun in einer Vernehmlassungsrunde mit ihren Organsationen. Die Massnahmen mit dem grössten Potenzial werden schliesslich den Eingang ins Parlament finden oder durch Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft oder Zivilgesellschaft umgesetzt werden.

 

What’s next?

Griffige und mehrheitsfähige Massnahmen entwickeln

Im Anschluss an den letzten Workshop, in dem ein Set an 13 Massnahmen entwickelt wurde, werden die erarbeiteten Massnahmen nun von den Teilnehmenden mit ihren Organisationen auf ihre Mehrheitsfähigkeit und Griffigkeit geprüft.

Im letzten Umsetzungs-Workshop am 27. Mai 2025 werden die Teilnehmenden einen konkreten Plan für die Umsetzung der priorisierten Massnahmen entwickeln.

Die erarbeiteten Massnahmen

Im zweiten Workshop am 1. April wurden 13 Massnahmen in sechs Handlungsfeldern erarbeitet. Diese sind hier zusammengefasst.

Handlungsfeld 1: Intermodale Lösungen 

  • Der Bund legt Zielvorgaben für Verkehrsdrehscheiben fest, darunter Velo-Abstellplätze, Ausleihsysteme, Wartung, Park & Ride, Cargo und Carsharing. Der Betrieb dieser Drehscheiben wird ausgeschrieben, wobei SBB, regionale ÖV-Betreiber und private Anbieter zur Auswahl stehen. Diese Akteure übernehmen die Verträge mit Anbietern wie Mobility, Publi-Bike und der SBB sowie mit Gemeinden oder privaten Eigentümern für Parkplätze. Sie sorgen zudem für die Integration der Angebote in eine Reservations-App. Als Entschädigung für den Betrieb könnte eine einmalige Zahlung plus ein Beitrag pro Nutzung (also pro gewechseltem Verkehrsträger) vorgesehen werden 

    Wirkung der Massnahme

    • ● Problem, dass sich niemand verantwortlich fühlt für die Erstellung von Verkehrsdrehscheiben wird gelöst: das ganze muss sich finanziell lohnen

    • klare Verantwortlichkeit für zuverlässigen/sauberen/ sicheren Betrieb

    • öffentliche Finanzen, aber gegen klare Leistung 

  • Der Bahnhof wird nach dem Vorbild der Niederlande um grosse, attraktive und direkt angeschlossene Velo-Abstellanlagen ergänzt. Neben Nahverkehr und Park & Ride mit Reservierungsmöglichkeit gibt es ein gut gewartetes Velo-Ausleihsystem für die letzte Meile. Die Anbindung an den Bahnhof wird durch hochwertige Infrastruktur für Velofahrende verbessert. Ziel ist eine nahtlose Integration aller Verkehrsmittel für eine komfortable und effiziente Mobilität. Dadurch wird der Bahnhof zu einer optimal vernetzten Mobilitätsdrehscheibe. 

    Wirkung der Massnahme

    • Menschen haben einen reibungslose Verkehrskette von Tür zu Tür

    • Auto wird nicht mehr aus der Garage genommen -> kein Anreiz über Bahnhof hinaus bis z.B. ins Büro zu fahren

    • Modal Split weg vom MIV 

  • Öffentliche Parkplätze könnten verstärkt für Sharing-Hubs in Quartieren genutzt werden. Dadurch würde der Platz effizienter verteilt und flächeneffiziente Mobilitätsangebote gefördert. Ziel ist es, den öffentlichen Raum sinnvoller zu nutzen und den Zugang zu gemeinschaftlichen Verkehrslösungen zu erleichtern. Für die Umgestaltung öffentlicher Parkplätze wären Statistiken zur Auslastung erforderlich, damit danach die Parktarife angepasst werden können, um die Verfügbarkeit zu optimieren. 

    Wirkung der Massnahme

    • Lokale Drehscheiben im Quartier machen es unnötig, ein eigenes Auto zu haben

    • Reduziert den Raumbedarf für individuelle Parkplätze 

  • Kantone und Gemeinden berufen sich auf die Normen des Schweizerischen Verbandes der Strassen- und Verkehrsfachleute (VSS) , wenn sie es um die Erstellungspflicht für Parkplätze bei Neubauten geht. Würde man diese Norm verändern, und die Parkplatzerstellungspflicht fallen lassen, wäre es für Immobilienentwickler nicht mehr erforderlich, eine bestimmte Mindestanzahl an Parkplätzen zu bauen, unabhängig davon, was für die betreffenden Siedlungen sinnvoll wäre. 

    Wirkung der Massnahme

    • Keine Parkplatzbaupflicht mehr bei Neubauten

    • Weniger Parkplätze in Privatgebäuden

    • Umsteigen wird vereinfachten 

  • Alle Verkehrsträger müssen ihre Fahrplandaten und möglichst weitere Echtzeitdaten teilen. Der Bund ist verantwortlich für die Schaffung einer gemeinsamen Plattform. Ein Abkommen zwischen den Verkehrsträgern regelt einen einheitlichen Verteilschlüssel. So können alle Anbieter von Mobilitätslösungen über eine gemeinsame Plattform ihre Lösungen anbieten und ihre Preisstrukturen abbilden. Der Datenschutz bleibt dabei vollständig gewährleistet. Die Nutzung erfolgt nach dem „Pay as you go“-Prinzip mit Check-in/Check-out-System. Alternativ wurde auch ein GA-Plus-Konzept dis-kutiert, so dass mit einem einzigen Ticket verschiedene Verkehrsträger genutzt werden können (z.B. Publibike, Zug, Bus, Trotti). Wie beim Auto hat man hier alle Ausgaben schon zum Voraus getätigt und kann jetzt einfach fahren. Allianz Swiss Pass müsste hier mit weiteren Akteuren zusammenarbeiten. Um die Verlässlichkeit ähnlich hoch zu halten wie beim eigenen Auto sollten die einzelnen Verkehrsträger für einen Trip reserviert werden können. 

    Wirkung der Massnahme

    • Einsatz für Gesamtmobilität

    • Einfach zu benutzen

    • Modalshift ermöglichen 

Handlungsfeld 2: Konsummuster 

  • Im ersten wissenschaftlich begleiteten Pilotversuch soll mit freiwilligen Testpersonen das Mobilitätsverhalten zunächst im Normalzustand getrackt werden. Anschliessend erhalten sie finanzielle Anreize, um sich ausserhalb der Stosszeiten oder mit flächensparenden Verkehrsmitteln zu bewegen. Die grösste Herausforderung ist die Definition der richtigen Metrik für diese Anreize. Daher sollen 10.000 Teilnehmende in fünf Gruppen unterschiedliche Konzepte testen. Das Verhalten wird überwacht und ausgewertet, um die Wirksamkeit der Anreize zu analysieren. 

    Wirkung der Massnahme

    • Sichtbarmachung des Nutzens von Mobility Pricing

    • Entlastung der Spitzenzeiten

    • Reduktion von Flächenverbrauch

    • Bewusstsein für Kostenwahrheit stärken

    • Erkenntnisse über wirksame Anreize (welche wirken tatsächlich?) 

  • Da Mobility Pricing wichtig ist und bereits von Bundesrat und Verkehrskommission diskutiert wird, wurde ein zweites Pilotprojekt für einen freiwilligen Ansatz für Firmenmobilität entwickelt. Arbeitgeber sollen motiviert werden, Mobility Pricing für Pendlerstrecken einzuführen, wobei der Staat finanzielle Anreize bietet. Gemeinsam mit Unternehmen werden Massnahmen ko-kreiert, um Pendlerströme zu optimieren und Spitzenzeiten zu reduzieren. Die Effekte lassen sich gut messen, da Pendlerstrecken und Parkplatzauslastung leicht trackbar sind. Zudem erhöht die Einbindung von Arbeitgebern die politische Akzeptanz, weshalb die Gruppe das Projekt bis Ende des Jahres beim Arbeitgeberverband vorstellen wird.

    Wirkung der Massnahme

    • Aufbrechen von Verkehrsspitzen durch flexible Arbeitszeiten

    • Erkenntnisgewinn darüber, welche Anreize wirken (Learning)

    • Zufriedenere Mitarbeitende und Arbeitgeber durch bessere Vereinbarkeit 

Handlungsfeld 3: Verkehrsinfrastruktur 

  • Die Agglomerationsprogramme sollen weiterentwickelt werden, indem Kantone und Bund gemeinsam Projekte planen, anstatt dass der Bund nur prüft. So könnten Nationalstrassen und Bahnprojekte in Agglomerationen besser abgestimmt werden. Wichtig ist dabei ein konkretes Zukunftsbild, das Verkehrsträger und Raumplanung integriert. Zur Finanzierung sollen Kantone sich stärker am Bahnausbau beteiligen, während der Bund mehr Mittel für Agglomerationsmassnahmen bereitstellt. Dies ermöglicht eine effizientere Planung und Finanzierung, wobei auch periphere Räume stärker einbezogen werden könnten. 

    Wirkung der Massnahme

    • Höhere Flächeneffizienz

    • Weniger unnötige Infrastruktur

    • Schnellere Umsetzung

    • Keine Fehlanreize bei Wahl des zu entwickelnden Verkehrssystems 

  • Die Idee ist, den Bahninfrastrukturfonds (BIF) effizienter zu nutzen, indem Digitalisierung und intelligente Massnahmen ergänzend zu Beton eingesetzt werden - denn heute können aus dem BIF primär physische Infrastrukturen gebaut werden. Dadurch kann mit weniger Mitteln mehr erreicht werden. Ein zentrales Ziel ist der Erhalt der heutigen Angebotsqualität mit einem effizienten Mitteleinsatz. Dafür würden Projekte zum Erhalt der Erreichbarkeit höhere Priorität bei der Bundesfinanzierung geniessen, während Projekte zur Erhöhung der Erreichbarkeit mit geringerer Bundesfinanzierung finanziert würden. Dies soll zu einer höheren Kongruenz zwischen dem Mitteleinsatz und den Ausbauwünschen führen. 

    Wirkung der Massnahme

    • Übergeordnet: Effizienter Mitteleinsatz

    • Bessere Ausnutzung digitaler Potenziale, d.h. Optimum aus Impact und Kosten

    • Mehr Kongruenz zwischen Erwartungen / Teilhabe der Kantone 

Handlungsfeld 4: Autonome Mobilität

  • Die Ausgangslage ist klar: Wir haben eine Technologie, die soweit reif ist, sie steht kurz vor dem Rollout, wird in kleineren Pilotprojekten angewendet. Nun soll mittels Auftrag an das UVEK der zukünftige Regulationsrahmen des automatisierten Fahrens durch praktische Pilotierung in einem grösseren Rahmen erprobt werden. 

    Wirkung der Massnahme

    • Akzeptanz schaffen

    • Optimale Auslastung Infrastruktur

    • Zielgerichtete/gute/effiziente Regulierung

    • Verhinderung unbeabsichtigter negativer volkswirtschaftlicher Effekte 

Handlungsfeld 5: Smarte Mobilität

  • Der vorgeschlagene Lösungsansatz ist, einen digitalen Zwilling als nationale Plattform mit einheitlichem Zugang aufzubauen, der anhand bestehender Daten, Verkehrsströme simuliert, Szenarien testet und Datenschutzprobleme umgeht. So lassen sich Massnahmen mit hoher Erfolgswahrscheinlichkeit identifizieren, bevor sie real umgesetzt werden. Eine Herausforderung ist der Zugang zu Daten, da viele Akteure sie nutzen, aber ungern teilen. Daher soll ein parlamentarischer Vorstoss den Public Private Partnership-Rahmen (PPP) als einheitliche Grundlage zur Entwicklung des Twin gewährleisten und vier Ziele hervorheben: effiziente Nutzung der Infrastruktur, objektive Bewertung von Potenzialen, optimierte Datennutzung und zielgerichtete Empfehlungen. 

    Wirkung der Massnahme

    • Governance stärken und evidenzbasierte politische Entscheidungen ermöglichen

    • Gewährleistung des Datenschutzes

    • Verkehrsfluss effizienter gestalten

    • Technologische Innovationskraft fördern (Public & Private Sector)

    • Sicherheitspolitische Dimension: Digital Twin dient als strategische Frühwarnung 

Handlungsfeld 6: Raumplanung

  • Hier geht es um eine Gebietsreform zur besseren Planung von Verkehrs- und Siedlungsentwicklung über grössere, überregionale Räume hinweg. Verschiedene Sektoren wie ÖV, MIV, Kantonsingenieure und Raumplaner sollen enger zusammenarbeiten und sich verbindlicher auf Strategien festlegen. Dafür braucht es eine überregionale Planung, die von den Kantonen getragen wird und das Wachstum sinnvoll verteilt. Wir wollen prüfen, ob diese Idee im Kontext der 10-Millionen-Initiative relevant ist und Handlungsbedarf besteht. Ziel ist es, einen gezielten kantonalen Vorstoss zu formulieren, jedoch nicht auf nationaler parlamentarischer Ebene. 

    Wirkung der Massnahme

    • Planung ist mehr als grosse Summe von Vorhaben

    • Wachstum meistern im Kontext des Bevölkerungswachstums / der 10 Mio Schweiz 

  • Das Ziel dieser Massnahme ist die bessere Verknüpfung von Verkehrs- und Besiedlungsentwicklung, insbesondere im Bereich Bauzonen. Viele Bauzonen liegen an schlecht erschlossenen Orten, weshalb eine Verlagerung an besser angebundene Standorte geprüft werden soll. Ein möglicher Hebel wäre ein Entschädigungsmechanismus, wie eine kommunale Mehrwertabgabe. Zudem muss geklärt werden, wie Erschliessungsqualität bewertet werden kann, da es für den ÖV Güterklassen gibt, aber nicht für Strassen. Daher soll in den kommenden Wochen untersucht werden, welche Kantone bereits Massnahmen ergreifen und welche Mechanismen sich bewährt haben. 

    Wirkung der Massnahme

    • Das Wachstum von Bevölkerung und Verkehr wird örtlich synchronisiert, d.h. beides findet am richtigen Ort statt

      (“Grosse” Verkehrswege = hohe Dichte; “kleine” Verkehrsdichte“ geringere Dichten) 

Die erarbeiteten Handlungsfelder

Im ersten Workshop am 04. Februar 2024 wurden neun Handlungsfelder identifiziert. Zu jedem Handlungsfeld wurde eine konkrete Wie können Wir-Frage abgeleitet, welche die Basis für die Erarbeitung von politischen Massnahmen bildet. Die Handlungsfelder und zugehörigen WKW-Fragen sind hier zusammengefasst.

  • Frage:
    Wie können wir intermodale Lösungen sowohl digital als auch physisch attraktiver machen?

    Erläuterungen zur Frage:
    Intermodale Mobilität bedeutet, verschiedene Verkehrsmittel clever zu verbinden – einfach, nahtlos und effizient. Dafür müssen wir über bestehende Kategorien hinausdenken und innovative, vernetzte Lösungen schaffen. Es geht nicht nur um digitale Technologien, sondern auch um eine Infrastruktur, die den Umstieg mühelos macht. Der Grundsatz dabei: „Nutzen statt Besitzen“ – denn Sharing-Modelle und flexible Mobilitätsangebote sind der Schlüssel zu einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Mobilität.

  • Frage:
    Wie können wir ein Mobility Pricing ausgestalten, damit es politisch mehrheitsfähig und wirksam wird?

    Erläuterungen zur Frage:
    Begrenzte Verkehrskapazitäten erfordern Steuerungsmechanismen, um Überlastungen zu vermeiden, insbesondere zu Spitzenzeiten. Mobility Pricing wird oft als Lösung gesehen, stösst jedoch auf politischen Widerstand – sowohl von Seiten sozialer Gerechtigkeit als auch aus wirtschaftlichen Gründen. Die Herausforderung besteht darin, ein Preismodell zu entwickeln, das nicht nur verkehrstechnisch wirksam ist, sondern auch politische Mehrheiten findet.

  • Frage:
    Wie können wir die Rahmenbedingungen für die Siedlungsgebiete gestalten, damit die Mobilität die Revitalisierung des Strassenraums ermöglicht?

    Erläuterungen zur Frage:
    Siedlungsentwicklung und Mobilität sind eng miteinander verknüpft. Die Gestaltung der Rahmenbedingungen entscheidet darüber, ob der Strassenraum nicht nur für den Verkehr, sondern auch für eine lebenswerte Stadt genutzt werden kann. Dazu gehören Aspekte der Revitalisierung und Requalifikation des öffentlichen Raums, aber auch die Frage, welche planerischen und regulatorischen Voraussetzungen geschaffen werden müssen, um eine nachhaltige Entwicklung der Siedlungsgebiete zu ermöglichen.

  • Frage:
    Wie können wir die heutige Qualität des Verkehrssystems auch in einer Schweiz mit wachsender Bevölkerung gewährleisten?

    Erläuterungen zur Frage:
    Mit dem Bevölkerungswachstum steigt der Druck auf die Verkehrsinfrastruktur. Neben Erhalt und Leistungsfähigkeit ist Erreichbarkeit zentral – also, wie effizient Menschen ihre Ziele erreichen. Infrastruktur muss mitwachsen, um Qualität trotz steigender Nachfrage zu sichern. Es geht darum, zukünftige Projekte nach diesem Erreichbarkeitsziel zu bewerten und politisch zu priorisieren.

  • Frage:
    Wie können wir Spitzenbelastungen reduzieren?

    Erläuterungen zur Frage:
    Spitzenbelastungen im Verkehr entstehen durch gleichzeitige Mobilitätsbedarfe – insbesondere zu Pendlerzeiten. Eine Möglichkeit, diese Belastungen zu reduzieren, liegt in flexiblen Arbeitsmodellen, die zeitliche Entzerrung ermöglichen. Dazu braucht es Anreize für Menschen, die nicht zwingend während der Hauptverkehrszeiten reisen müssen, sowie unterstützende Strukturen, beispielsweise in der Kinderbetreuung. Ebenso ist die Frage relevant, wie Unternehmen motiviert werden können, mobiles und flexibles Arbeiten dauerhaft zu institutionalisieren – etwa durch steuerliche Anreize.

  • Frage:
    Wie können wir die Logistik gemeinschaftlich effizienter und umweltfreundlicher gestalten?

    Erläuterungen zur Frage:
    Die Optimierung der Logistik erfordert eine bessere Nutzung bestehender Ressourcen, um Transporte effizienter, flächensparender und umweltfreundlicher zu gestalten. Dazu gehören gebündelte Transporte, gemeinsame Systeme sowie geteilte Fahrzeuge, die sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Vorteile bieten. Die Frage zielt darauf ab, wie solche gemeinschaftlichen Ansätze koordiniert und gefördert werden können.

  • Frage:
    Wie können wir die Digitalisierung nutzen, um die Verkehrsströme zu messen, analysieren, prognostizieren und steuern?

    Erläuterungen zur Frage:
    Die Digitalisierung bietet neue Möglichkeiten, um Verkehrsströme effizient zu erfassen, auszuwerten und zu steuern. Besonders relevant ist dabei der Einsatz von Mobilfunkdaten, die bislang nur unzureichend genutzt werden. Ein zentrales Thema ist die Nutzung solcher Daten unter Wahrung des Datenschutzes sowie die Sicherstellung von Transparenz bezüglich ihrer Herkunft und Zuverlässigkeit. 

  • Frage:
    Wie können wir den automatisierten öffentlichen Individualverkehr und individualisierten öffentlichen Verkehr (ÖIV/IÖV) fördern?

    Erläuterungen zur Frage:
    Die Automatisierung im öffentlichen Individualverkehr und individualisierten öffentlichen Verkehr (ÖIV/IÖV) birgt Potenzial, Ineffizienzen im Mobilitätssystem zu reduzieren und Ressourcen gezielter einzusetzen. Geteilte, automatisierte Mobilitätsangebote könnten zur Optimierung bestehender Verkehrsflüsse beitragen. Die Frage beschäftigt sich mit Strategien zur Förderung solcher Technologien und ihrer Integration in das bestehende Verkehrssystem.

  • Frage:
    Wie können wir Mobilitätsdaten besser für Innovation nutzbar machen?

    Erläuterungen zur Frage:
    Mobilitätsdaten sind ein Schlüssel für Innovationen. Obwohl sie bereits heute sehr relevant sind, werden sie oft nicht ausreichend genutzt. Die Frage beschäftigt sich damit, wie solche Daten öffentlich zugänglich gemacht, validiert und gehostet werden können, um neue Mobilitätsangebote zu ermöglichen – ohne dabei selbst als Anbieter aufzutreten, sondern vielmehr eine Plattform für Entwicklungen zu schaffen.

Fragestellung

Wie sieht die Zukunft der Verkehrspolitik aus - vor dem Hintergrund einer wachsenden Bevölkerung, steigendem Mobilitätsbedürfnis und begrenztem Platz?

In der Schweiz wachsen sowohl die Bevölkerung als auch das Bedürfnis nach Mobilität, während der verfügbare Raum begrenzt bleibt. Das Verkehrssystem und die Verkehrspolitik stehen deshalb vor der Herausforderung, den steigenden Ansprüchen gerecht zu werden und gleichzeitig Nachhaltigkeit sowie Lebensqualität zu gewährleisten. Die überparteilichen Austausche unterstreichen die Dringlichkeit eines neuen Verkehrssystems, das nachhaltig und raumeffizient ist, aber auch mit der gewünschten Raumentwicklung in Einklang steht. Darüber hinaus beeinflussen zum Beispiel die Verstädterung oder die Digitalisierung, wie die Mobilität gelebt und organisiert werden kann.

Dabei legt der “Sachplan Verkehr” des Bundes mit seinem Programmteil “Mobilität und Raum 2050” den Rahmen für die Entwicklung eines gesamtverkehrlichen Systems fest, das eng auf die Raumentwicklung abgestimmt ist. Der Fokus liegt auf einer Verkehrsinfrastruktur, die den Mobilitätsanforderungen gerecht wird und gleichzeitig Umweltbelastungen minimiert. Wichtige Eckpunkte sind dabei die Abstimmung zwischen Raum- und Verkehrsplanung, die Gewichtung des Güterverkehrs sowie der Umgang mit zunehmender Freizeitmobilität. Als Resultat des Workshops vom 4. Februar werden die Teilnehmenden die relevanten Handlungsfelder für eine erfolgreiche zukünftige Verkehrspolitik erarbeitet haben.

Die folgenden Dimensionen sind bei unserer Fragestellung zentral:

  • Raum, Bevölkerung und Bedürfnisse

    Die steigenden Mobilitätsbedürfnisse der wachsenden Bevölkerung bei begrenztem Raum stellen das Verkehrssystem vor grosse Herausforderungen. Daten aus dem Mikrozensus Mobilität und Verkehr (BFS & ARE) zeigen, dass sowohl die Anzahl der täglichen Wege als auch die zurückgelegten Distanzen zunehmen. Es müssen Lösungen gefunden werden, die den vorhandenen Raum und die Infrastruktur effizient nutzen und gleichzeitig Flächenkonflikte zwischen Verkehrs-, Wohn- und Freizeitbedürfnissen minimieren.

  • Alle Mobilitätsdimensionen

    Unsere Fragestellung berücksichtigt die Vielfalt der Mobilität, von Personen- und Güterverkehr bis hin zu Arbeits-, Freizeit- und Tourismusmobilität. Ebenso umfasst sie die verschiedenen Verkehrsmodi, öffentlicher Verkehr, motorisierter Individualverkehr und Langsamverkehr. Der Flugverkehr wird jedoch ausgeschlossen.

  • Berücksichtigung bestehender politischer Rahmenbedingungen

    Der Policy Sprint findet unter Berücksichtigung der bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen und den Zielen der Dekarbonisierung stattt. Die Szenarien der Verkehrsperspektiven 2050 zeigen, dass ein nachhaltiges Verkehrssystem den Anteil des ÖV auf 24%, des Veloverkehrs auf 4% sowie die Reduktion des Anteils des Autos auf 68% steigern können.

  • Alle föderalen Ebenen, In- und Ausland:

    Eine gut koordinierte Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden ist essenziell, um eine erfolgreiche Verkehrspolitik über alle föderalen Ebenen hinweg zu gewährleisten. Dabei wird die nationale und grenzüberschreitende Mobilität einbezogen.

  • Schweiz in 40 Jahren

    Am Policy Sprint Verkehr machen wir uns Gedanken über die Schweiz in 40 Jahren. Die Investitions- und Infrastrukturzyklen des Mobilitätssystems sind langfristig ausgerichtet. Im Policy Sprint Verkehr wollen wir selbst über die bestehenden Zyklen hinaus denken.

Der Prozess

innovativ, kollaborativ, effektiv

Die Teilnehmenden 

Beim Policy Sprint haben sich 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit verschiedensten Perspektiven aus dem Parlament, der Wissenschaft, der Privatwirtschaft und der Zivilgesellschaft für eine mutige Politik in der Schweiz eingesetzt und ambitioniert und lösungsorientiert an politischen Massnahmen für einen flächeneffizienten Verkehr bis 2050 gearbeitet.

Wohin geht unsere Expedition

 

Nach der Erarbeitung von Handlungsfeldern entwickeln die Teilnehmenden in den nächsten Schritten konkrete Massnahmen und einen Plan zur Umsetzung. Währenddessen hält Expedition Zukunft eine unterstützende Funktion gegenüber allen Teilnehmenden des Policy Sprints “Zukunft der Verkehrspolitik” inne.

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Unsere Förderpartner

Der Policy Sprint wurde dank der Unterstützung der Stiftung 3FO und der Volkart Stiftung ermöglicht.

 

Die Stiftung 3FO unterstützt Expedition Zukunft bei der Entwicklung neuer Methoden zur überparteilichen Entwicklung politischer Visionen.

Dank der Unterstützung der Stiftung 3FO entwickelt Expedition Zukunft neue kollaborative Methoden, die im Sprint Flächeneffizienter Verkehr zum Einsatz kommen. Die Stiftung 3FO fördert Expedition Zukunft im Rahmen ihres Förderschwerpunktes Kooperation und Konfliktbearbeitung: “Damit Menschen in ihrem Arbeits- und Lebensumfeld sich selbst und andere befähigen, Konflikte friedlich, zielgerichtet und kooperativ zu bearbeiten und durch Prozesse, Strukturen und Verhaltensweisen Kooperation gefördert wird.” Weitere Informationen: www.3fo.ch/stiftung

Die Volkart Stiftung unterstützt als Themenpartnerin die Policy Sprints von Expedition Zukunft mit Fokus auf das Klima.

Die Volkart Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, die Klimakrise aktiv anzugehen. Dafür unterstützt sie Projekte, die mit interdisziplinären Ansätzen an den Ursachen gesellschaftlicher Herausforderungen arbeiten. Die Volkart Stiftung möchte wir dazu beitragen, “dass unsere Ökosysteme geschützt, die Chancengerechtigkeit und gesellschaftliche Teilhabe aller ermöglicht und eine ausgewogene Medienvielfalt gefördert wird.” Weitere Informationen: https://www.volkart.ch