Der Policy Sprint
Wie trägt Künstliche Intelligenz zur Nachhaltigkeit in der Schweiz bei?
Wo wir aktuell stehen
Die überparteiliche Einreichung in der Sommersession.
Im Auftrag der parlamentarischen Gruppe Digitale Nachhaltigkeit stellten über 30 Wissensträgerinnen und Wissensträger, in einer Reihe von moderierten Workshops, die Weichen für die Transformation der Schweiz im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Auf einer gemeinsamen überparteilichen Vision für die Schweiz aufbauend, wurden in weiteren Workshops und in enger Zusammenarbeit mit Parlamentarierinnen und Parlamentarier aller Parteien konkrete politische Massnahmen erarbeitet, die nun wirksam umgesetzt werden: Ein Postulat wurde bereits in der Sondersession im Februar und eine Interpellation sowie zwei Motionen wurden in der Sommersession überparteilich im Parlament eingereicht. Ein Anliegen wurden in einem Brief an den Bundesrat erläutert.
What’s next?
Die politischen Massnahmen im parlamentarischen Prozess verfolgen.
Wir verfolgen gespannt, wie Bund und Parlament die Vorstösse behandeln werden.
Die ausserparlamentarischen Massnahmen werden von einzelnen Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft umgesetzt.
16. November 2023
Entwicklung politischer Visionen und Priorisierung der Handlungsfelder
23. Februar 2024
Gestaltung konkreter Massnahmen zur Verwirklichung der parteiübergreifenden Visionen
2. April 2024
Schärfung und Umsetzung der Massnahmen
5 Vorschläge für politische Vorstösse und 3 freiwillige Massnahmen
Im dritten Workshop am 2. April 2024 sind aus den zwölf Massnahmen, die in den sieben Handlungsfeldern erarbeitet wurden, nun konkret fünf Vorschläge für politische Vorstösse, drei freiwillige Massnahmen sowie zwei Initiativen an der Schnittstelle von parlamentarischer und ausserparlamentarischer Umsetzung entstanden.
Parlamentarische Umsetzung
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Der Bundesrat wird beauftragt, folgende Aspekte zur Regulierung und Förderung Künstlicher Intelligenz zu prüfen und die entsprechenden Abklärungen in den vorgesehenen Bericht zu Regulierungsansätzen für KI aufzunehmen:
1. Schaffung einer agilen Gesetzgebung für ein Testumfeld für die Entwicklung und Anwendungen Künstlicher Intelligenz (KI).
2. Förderung eines innnovationsfreundlichen Umfeldes für die Entwicklung von KI-Anwendungen.
3. Mögliche (bestehende und neue) finanzielle Förderinstrumente für die Entwicklung für die für Gesellschaft und Wirtschaft wichtigen KI-Anwendungen.
4. Zugang zum Programm «Digital Europe Programm»
Einreichender: Matthias Michel (FDP)
Mitunterzeichnende: Erich Ettlin (Die Mitte), Hannes Germann (SVP), Maya Graf (Grüne), Daniel Jositsch (SP), Diana Angelina Moser (GLP), Benedikt Würth (die Mitte)
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Motion 1
Der Bundesrat wird beauftragt, die gesetzlichen Bestimmungen zu schaffen oder anzupassen, um einen angemessenen Schutz vor Diskriminierung durch teil- oder vollautomatisierte Entscheidverfahren zu schaffen.
Einreichender: Balthasar Glättli (GRÜNE Schweiz)
Mitunterzeichnende: Gerhard Andrey (Grüne), Sibel Arslan (Grüne), Kathrin Bertschy (GLP), Dominik Blunschy (Die Mitte), Isabelle Chappuis (Die Mitte), Olivier Feller (FDP), Roger Golay (MCG), Corina Gredig (GLP), Franz Grüter (SVP), Niklaus-Samuel Gugger (EVP), Marc Jost (EVP), Min Li Marti (SP), Paolo Pamini (SVP), Marionna Schlatter (Grüne), Bruno Storni (SP), Manuela Weichelt (Grüne), Ursula Zybach (SP)
Motion 2
Der Bundesrat wird beauftragt, die Bundesverwaltung zu verpflichten, bei ihrer Verwendung von algorithmischen und KI-basierten Systemen eine Folgenabschätzung zu grundrechtlichen und gesellschaftlichen Risiken durchzuführen und deren Resultate transparent zu machen. Diese Pflicht soll bei allen Systemen bestehen, die zur Entscheidungsfindung oder -unterstützung in der Bundesverwaltung eingesetzt werden.
Einreichender: Balthasar Glättli (GRÜNE Schweiz)
Mitunterzeichnende: Andrey Gerhard (Grüne), Sibel Arslan (Grüne), Kathrin Bertschy (GLP), Dominik Blunschy (Die Mitte), Isabelle Chappuis (Die Mitte), Damien Cottier (FDP), Beat Flach (GLP), Niklaus-Samuel Gugger (EVP), Min Li Marti (SP), Paolo Pamini(SVP), Franziska Ryser (Grüne), Barbara Schaffner (GlP), Marionna Schlatter (Grüne), Cédric Wermuth (SP), Ursula Zybach (SP)
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Kurzbeschreibung der Massnahme
Durch eine passende Plattform wird ein Dialog mit internationalen Partnern aufgebaut, insb. mit der EU, allenfalls auch mit den USA oder weiteren Ländern. Dadurch soll ein Kredit zur Stärkung der internationalen Digital- und KI-Gouvernanz auf multilateraler Ebene sichergestellt werden. Ein Beispiel dafür ist der EU-USA Handels- und Technologierat TTC. Die Verankerung der relevanten Prozesse sollte in der Schweiz passieren, z.B. am Standort Genf.
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Kurzbeschreibung der Massnahme
In der Schweiz soll eine Zone geschaffen werden, die den Status eines internationalen Hoheitsgebiets hat. In diesem Rechtsraum können internationale Organisationen (UN, IKRK etc.), Staaten (z.B. solche in Konfliktzonen) und Unternehmen ihre digitalen
(KI-)Infrastrukturen und Daten nach internationalem Recht beherbergen, ähnlich dem “E–Embassy” Modell von Luxemburg. Das Schweizer Modell soll dabei ein Alleinstellungsmerkmal haben - ermöglicht werden könnte dies ggf. durch die Technologie von Scion Protokoll der ETH, über die eine territoriale Grenze für Routing Sicherheit aufgebaut werden könnte. Zudem ist zu bestimmen, ob eine Georedundanz benötigt wird. Diese könnte entweder über eine Zusammenarbeit mit Luxemburg oder über zwei Zonen in der Schweiz ermöglicht werden.
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Automatisierte Entscheidungsprozesse aufgrund von algorithmischen Prozessen oder prädiktiven statistischen Modelle erhalten unter dem Begriff “künstliche Intelligenz” (KI) vermehrte Aufmerksamkeit. Es gibt dabei aber einen grossen Bedarf an Grundlagenforschung, um das Potenzial der künstlichen Intelligenz besser einzuschätzen, sowie die möglichen Risiken zu minimieren.
Anwendungen künstlicher Intelligenz bieten potenziell ein grosses Potenzial dafür, zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen, wobei bislang insbesondere Anwendungen im Bereich der Erhöhung von Ressourcen- und Energieeffizienz existieren. Dies ist umso wichtiger, als dass viele KI-Anwendungen und die Bereitstellung von Modellen aufgrund von hohem Energieverbrauch und induzierter Nachfrage nach ressourcenintensiven Dienstleistungen überhaupt nicht nachhaltig sind. In diesem Zusammenhang bitte ich den Bundesrat um die Beantwortung folgender Fragen:
- Wie beurteilt der Bundesrat das Potenzial von KI-Anwendungen für die Umsetzung der Strategie Nachhaltige Entwicklung 2030?
- Wo sieht der Bundesrat Risiken in der Adoption von KI-Anwendungen für die Umsetzung der Strategie Nachhaltige Entwicklung 2030?
- Über welche Gesetzgebungen oder zusätzliche Anreize könnte die Förderung von nachhaltigen KI-Anwendungen, die eine nachweisbare Netto-Reduktion des Verbrauchs natürlicher Ressourcen mit sich bringen, vorangetrieben werden?
- Ist es denkbar, dass der Bund mit einem Förderprogramm solche Anwendungen begünstigen könnte?
- Wird im Bereich der Grundlagenforschung und der Innovationsförderung dem Faktor Nachhaltigkeit bei der Künstlichen Intelligenz genügend Aufmerksamkeit geschenkt? Werden entwickelte KI-Anwendungen auf Nachhaltigkeitsaspekte evaluiert? Wenn Nein, wie könnte dies verbessert werden?
- Wäre es denkbar in einem Nationalen Forschungsprogramm die Thematik KI und Nachhaltigkeit anzugehen, zumal die Frage der Nachhaltigkeit kein essentieller Teil des NFP «Digitale Transformation» ist?
- Wie kann der teilweise grosse Energie- und Ressourcenverbrauch von KI-Anwendungen und deren Bereitstellung sinnvoll kompensiert, überwacht und reduziert werden?
Einreichende: Min Li Marti (SP)
Mitunterzeichnende: Gerhard Andrey (Grüne), Dominik Blunschy (Die Mitte), Balthasar Glättli (Grüne), Franz Grüter (SVP), Niklaus-Samuel Gugger (EVP)
Ausser-parlamentarische Umsetzung
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Kurzbeschreibung der Massnahme
Das entwickelte kollaborative KI-Modell hilft, bei Abstimmungen und politischen Entscheidungen möglichst alle relevanten Informationen zusammenzutragen. Geführt durch KI sollen verlässliche Antworten auf Fragen zu den jeweiligen Themen gegeben werden. Wählende können sich dadurch über Pro- und Contra-Argumente informieren. Das KI-Modell soll zudem die Konsequenzen von Regulierungen zeigen sowie mögliche Zukünfte audio-visuell darstellen; z.B. könnten die Folgen eines Ja oder eines Nein an der Urne veranschaulicht werden. So sollen auch Personen, die sich sonst wenig über politische News und Abstimmungen informieren, für eine verstärkte politische Partizipation gewonnen werden. Ausserdem soll das Modell bei der Identifizierung von Fake News in den Medien helfen.
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Kurzbeschreibung der Massnahme
Um den Unternehmen das Reporting zu vereinfachen und um das Verfahren von Impact Reporting zu standardisieren, wird ein durch KI ermöglichtes Monitoring Tool zur Verfügung gestellt. Die Unternehmen erhalten Anreize, ausgewählte Nachhaltigkeitsdaten öffentlich zur Verfügung zu stellen. Die Daten sind für alle einsehbar und können durch verschiedene Akteure genutzt werden (z.B. Bund, Verbände, Forschung, NGOs etc.).
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Kurzbeschreibung der Massnahme
Bund und Kantone arbeiten in der Gesundheitspolitik zusammen, um eine nationale Datenstandardisierung und -infrastruktur zu erstellen. Definierte Kompetenzen ermöglichen, dass Gesundheitsdaten schweizweit ausgetauscht und in anonymisierter Form zur Mehrfachnutzung freigegeben werden können (Patienten und Patientinnen können dieser Nutzung jederzeit widersprechen).
Schnittstelle parlamentarische und ausser-parlamentarische Umsetzung
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Kurzbeschreibung der Massnahme
In der Schweiz soll eine KI-Basisinfrastruktur aufgebaut werden, welche das Training und die Entwicklung von KI ermöglicht - und zwar auf einem international kompetitiven Niveau und mit einer langfristigen Perspektive. Damit eine solche führende KI-Basisinfrastruktur aufgebaut und stetig weiterentwickelt werden kann, braucht es ein klares, breit abgestütztes Mandat (z.B. an die EHT und die EPFL, die bereits eine Supercomputer-Infrastruktur aufbauen). Dazu gehören eine deutliche Botschaft sowie finanzielle Ressourcen.
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Kurzbeschreibung der Massnahme
Bei dieser Massnahme geht es darum, Bildung für KI über eine kollaborative Plattform zu fördern, welche vom Bund für alle Nutzenden kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Die Plattform ist ein selbstlernendes KI System und soll, ergänzend zum Bildungsangebot, Menschen vom Kindergarten bis ins hohe Alter digital Inhalte zur Verfügung stelllen, um fähigkeitsbasierte Kompetenzen im Bereich von KI aufzubauen. Die Inhalte werden zielgruppengerecht (besonders bei Kindern) gestaltet und fördern online sowie offline Lernen. Für berufsbedingte Weiterbildungen besteht die Möglichkeit, offizielle “Zertifizierungs-Badges” zu erhalten. Nutzende können individuell nach Fähigkeiten und Interessen ihre Inhalte und Levels auswählen. Bestehende Ausbildungsstätten, sowie die Open Source Community werden zur Inhaltsgenerierung vom Bund eingebunden.
Die erarbeiteten Massnahmen
Im zweiten Workshop am 23. Februar 2024 haben Expertinnen und Experten konkrete politische Massnahmen in sieben Handlungsfeldern erarbeitet. Diese Handlungsfelder wurden im vorherigen Workshop definiert und basieren auf der Verwirklichung der wünschenswerten Zukunftselemente. Die konkreten politischen Massnahmen sind hier zusammengefasst.
Handlungsfeld 1: KI Gouvernanz und Standards
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Der Bund etabliert ein agiles Testumfeld für KI-Anwendungen, das unter bestimmten Bedingungen (Transparenz, Verantwortlichkeit, ethische Standards) auch Test- und Experimentier-Spielraum ohne Einhaltung von Gesetzen erlaubt. Diese Spielräume sind aber zeitlich begrenzt und erfordern eine anschließende Bewertung.
Wirkung der Massnahme:
Schweiz als innovatives Testlabor für KI-Anwendungen positionieren
Lernende Gesetzgebung basierend auf konkreten Erfahrungen ohne präventive Überregulierung
Innerhalb von zwei Jahren: Erstes "Test"-Gesetz einführen
Innerhalb von fünf Jahren: Erfahrungsbasierte Anpassung bestehender Gesetze und schrittweise neue Regulierungen
Für diese Massnahme wurde bereits ein erstes Postulat entworfen.
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Um den Schutz vor algorithmischer Diskriminierung zu gewährleisten, können Grundsätze eingeführt werden. Dies könnte durch eine Überarbeitung der Bundesverfassung (Art. 8 Abs 2 BV) oder die Einführung eines allgemeinen Diskriminierungschutzgesetzes geschehen - sowohl Privatpersonen als auch Verbände erhielten dann Klagebefugnis. Es muss untersucht werden, ob bestehende Gesetze angepasst oder neue Gesetze erarbeitet werden müssen, um algorithmische Diskriminierung einzuschliessen.
Wirkung der Massnahme:
(neue) Grundsätze sichern KI-Innovation ohne Grundrechtsverletzungen
Innerhalb von 1-2 Jahren: Sensibilisierung für Diskriminierung durch KI-Algorithmen stärken
Innerhalb von 4 Jahren: Klärung legaler und diskriminierender Behandlungen, Adressierung von Hauptproblemen ohne Innovationsstopp, Rechtssicherheit für Verwaltung und Tech-Akteure
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Durch eine geeignete Plattform wird ein Dialog mit internationalen Partnern, insbesondere der EU, und möglicherweise auch den USA und anderen Ländern aufgebaut, um einen Kredit zur Stärkung der internationalen Digital- und KI-Gouvernanz auf multilateraler Ebene zu sichern.
Wirkung der Massnahme:
Bilaterale Digital-Dialoge etablieren direkte Wege für Aktivitäten und legistische Ansätze, ermöglichen den Austausch mit Parlamenten anderer Länder und setzen auf "Soft Law" für maximalen Einfluss.
Parallel dazu stärken Dialoge auch multilaterale Austausche.
Internationale Organisationen und Prozesse zur Verhandlung von KI-Governance werden in der Schweiz verankert.
Handlungsfeld 2: Demokratie stärken durch KI
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Ein neues KI-Modell unterstützt politische Entscheidungsprozesse, indem es umfassende Informationen für Abstimmungen bereitstellt. Mithilfe von KI werden klare Antworten zu aktuellen Themen generiert, um Wählenden eine bessere Informationsgrundlage zu bieten. Das Modell visualisiert die Auswirkungen von Regulierungen und zeigt potenzielle Zukunftsszenarien. Zusätzlich dient es der Identifizierung von Fake News in den Medien.
Wirkung der Massnahme:
Breite Zusammenarbeit von Expertinnen und Experten in Politik, Technik, Industrie, Wirtschaft, Forschung, Zivilgesellschaft und Medien ist entscheidend für Legitimität, Qualität und Vertrauenswürdigkeit des KI-Modells.
Erste Schritte sollten von zivilgesellschaftlichen Akteuren (z.B. Smartvote) unternommen werden, da die Bundeskanzlei wahrscheinlich keine Unterstützung bieten kann aufgrund fehlender rechtlicher Basis und notwendiger Klarheit in offiziellen Informationen.
Handlungsfeld 3: KI-Infrastruktur, Open Source und Zugang zu Daten
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In der Schweiz soll eine internationale federführende Zone entstehen, in der internationale Organisationen, Staaten und Unternehmen ihre digitalen (KI-)Infrastrukturen und Daten nach internationalem Recht beherbergen. Dieses Modell, inspiriert vom "E-Embassy" in Luxemburg, könnte die Scion-Protokolls Technologie der ETH verwenden, um eine territoriale Grenze für sicheres Routing zu schaffen.
Wirkung der Massnahme:
Verbesserte Rahmenbedingungen für Organisationen mit KI-Infrastrukturen und/oder sensiblen Daten.
Stärkung der Attraktivität der Schweiz als Standort für KI-Infrastrukturen.
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Aufbau einer international wettbewerbsfähigen KI-Basisinfrastruktur für Training und Entwicklung von KI. Ein klares Mandat, vorzugsweise an Institutionen wie die ETH und die EPFL, die bereits eine Supercomputer-Infrastruktur aufbauen, ist erforderlich.
Wirkung der Massnahme:
Die Schweiz bleibt weltweit führend in der KI-Entwicklung.
Attraktivität für KI-Experten und Forschende steigt in der Schweiz als Arbeits- und Forschungsstandort.
Die Basisinfrastruktur ermöglicht langfristige Entwicklung von nachhaltiger, vertrauenswürdiger und erklärbarer KI.
Handlungsfeld 4: Bildung für KI
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Bereitstellung einer kostenfreien, kollaborativen Bildungsplattform für KI, welche vom Bund kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Das selbstlernende KI-System zielt darauf ab, fähigkeitsbasierte Kompetenzen im Bereich KI für alle Altersgruppen zu fördern und ermöglicht offizielle Zertifizierungen für berufsbezogene Weiterbildungen. Die Plattform integriert bestehende Ausbildungsstätten und die Open Source Community zur umfassenden Inhaltsgenerierung.
Wirkung der Massnahme:
Generations- und gesellschaftsübergreifende Förderung von Grund- und Fachkompetenz.
Unterstützung fähigkeitsbasierten Lernens in allen Lebensstufen.
Verbreitung an Schulen und Integration in den Rahmenlehrplan für gesamtgesellschaftlichen Nutzen und Akzeptanz.
Handlungsfeld 5: Arbeitsressourcen, Effizient steigern
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Unternehmen, die durch KI-Einsatz Effizienzsteigerungen erzielen, sollen ab 2026 eine Wertschöpfungsabgabe zahlen. Diese Steuer richtet sich nach dem Volumen der Effizienzsteigerung und den damit verbundenen Einsparungen in Personal, Ressourcen und Kosten. Die Einführung beginnt 2025 mit der Erhebung des aktuellen "UKIP" (Unternehmens-KI-Wert) für jedes Unternehmen.
Wirkung der Massnahme:
Mit steigender Profitabilität der Unternehmen erhöht sich die Wertschöpfungsabgabe und damit die Staatseinnahmen.
Einbußen bei der Lohnsteuer werden durch Kompensation durch weniger menschliche Arbeit ausgeglichen, da KI beispielsweise keine AHV zahlt.
Die so generierten Einnahmen sollen gezielt dem Gemeinwohl dienen, insbesondere dem Sozialsystem, Bildungswesen und der Forschung zur Förderung des Gemeinwohls.
Handlungsfeld 6: Natürliche Ressourcen
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Ein Förderprogramm für nachhaltige KI-Anwendungen etablieren: Subventionen und Fördermittel werden KI-Anwendungen zuteil, die eine relative Verringerung des Ressourcenverbrauchs nachweisen können. Die ursprüngliche Idee einer progressiven Besteuerung des Energieverbrauchs von KI-Anwendungen wurde aufgrund mangelnder Mehrheitsfähigkeit verworfen.
Wirkung der Massnahme:
Die Förderung priorisiert die Anwendung von KI "for good" und schafft Anreize für deren Anwendung.
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Jedes KI-geförderte Forschungsprojekt unterstützt ein weiteres Projekt, das bestehende KI-Modelle und -Techniken zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs einsetzt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem ganzheitlichen ökologischen Fußabdruck.
Wirkung der Massnahme:
Die Maßnahme fördert die KI-Grundlagenforschung für ressourcenschonende Technologien und Ansätze, durch die systematische Berechnung des ökologischen Fußabdrucks und die Unterstützung von Forschung zu ressourcenvermindernden KI-Ansätzen.
Dies stärkt die interdisziplinäre Forschung in diesem Bereich zusätzlich.
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Ein KI-gestütztes Monitoring-Tool wird eingeführt, um Unternehmen das Reporting zu erleichtern und Impact-Reporting zu standardisieren. Anreize ermutigen Unternehmen, ausgewählte Nachhaltigkeitsdaten öffentlich zugänglich zu machen, wodurch sie für verschiedene Akteure wie den Bund, Verbände, Forschung und NGOs nutzbar sind.
Wirkung der Massnahme:
Erhöhte Transparenz, beispielsweise bezüglich des Fortschritts der Erreichung der Netto-Null-Ziele.
Bewertung gezielter Handlungsmaßnahmen nach dem Grundsatz "you cannot change what you cannot measure".
Schaffung öffentlichen Bewusstseins für Wirkung und Fortschritt.
Standardisierung der Wirkungsmessung und verbessertes Monitoring.
Anreiz zur freiwilligen Teilung von Nachhaltigkeitsdaten.
Handlungsfeld 7: Gesundheitssystem unterstützen
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Bund und Kantone kooperieren in der Gesundheitspolitik, um eine nationale Datenstandardisierung und -infrastruktur zu schaffen. Definierte Kompetenzen ermöglichen den schweizweiten Austausch von Gesundheitsdaten, die in anonymisierter Form genutzt werden können (Patienten und Patientinnen können dieser Nutzung jederzeit widersprechen).
Wirkung der Massnahme:
Umsetzung bis 2027.
KI-Unterstützung verbessert Forschung, Behandlungen, Kollaboration und Transparenz im Gesundheitssystem.
Erfolgreiche Umsetzung des elektronischen Patientendossiers (EPD) fördern.
Die erarbeiteten Handlungsfelder
Im ersten Workshop am 16. November 2023 haben Expertinnen und Experten Elemente einer überparteilichen politischen Vision zur Rolle der KI in der Schweiz erarbeitet. Daraus haben die Teilnehmenden sieben Handlungsfelder abgeleitet, die zur Verwirklichung der wünschenswerten Zukunftselemente beitragen. Zu jedem Handlungsfeld wurde eine konkrete “Wie könnten wir…?” Frage abgeleitet, welche die Basis für die Erarbeitung von politischen Massnahmen bildet. Diese Handlungsfelder und die zugehörigen Fragen sind hier zusammengefasst.
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Frage:
Wie könnten wir demokratisch legitimierte Kontrollmechanismen für die Entwicklung und den Einsatz von KI-Systemen definieren, die unseren Werten entsprechen und der Nachhaltigkeit dienen?Erläuterungen zur Frage:
Der Fokus liegt auf der Gestaltung und dem Einsatz von Policies, durch welche die KI-Systeme unseren Werten sowie der Nachhaltigkeit entsprechend entwickelt und eingesetzt werden können. Dafür bedarf es demokratisch legitimierter und vertrauenswürdiger Kontrollmechanismen. KI-Systeme sollen einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft wie auch auf die Nachhaltigkeit haben. -
Frage:
Wie könnten wir demokratische Institutionen für die Gesellschaft schaffen, die Rahmenbedingungen (d.h. Mindestanforderungen, Einsatzmöglichkeiten, Spielregeln) für neue Technologien sicherstellen?Erläuterungen zur Frage:
Der Fokus liegt nicht ausschliesslich auf KI, sondern im Allgemeinen auf neuen Technologien. Die Rahmenbedingungen werden als Mindestanforderungen im Sinne von "MVP" - Minimum Viable Policy - betrachtet. Hierbei handelt es sich um festgelegte und grundlegende Anforderungen, Einsatzmöglichkeiten und Spielregeln, also minimal erforderliche Standards unabhängig vom System. -
Fragen:
Wie könnten wir die Freigaben von KI-Elementen (Daten, Codes, Modelle, Papers etc.) fördern? (Open Source, KI-Infrastruktur)Wie könnten wir geeignete Benchmarks definieren, um die Vertrauenswürdigkeit von KI sicherzustellen?
Erläuterungen zur Frage:
Der Fokus liegt auf der Förderung einer “offenen” KI durch die Freigabe von KI-Elementen wie Daten, Codes, Modelle und Forschungspapiere. Hierbei wird besonders auf Open Source-Prinzipien und eine offene KI-Infrastruktur gesetzt. Der Begriff “Freigabe” in der ersten Frage bedeutet, etwas tatsächlich zur Verfügung zu stellen (im Gegensatz zu “jemand entscheidet, ob etwas okay ist”).Die erste WKW-Frage wirft die Frage auf, welcher Nutzen entsteht, wenn Modelle und Daten bekannt sind. Daraus ergibt sich die zweite WKW-Frage zu den Benchmarks zur Sicherstellung der Vertrauenswürdigkeit von KI.
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Frage:
Wie könnten wir das Bildungssystem gestalten, damit wir die Digital- und KI-Kompetenzen aller Bevölkerungsschichten sicherstellen können, um folgende Ziele zu erreichen:
1. Grundbildung für alle
2. Ausreichend Fachkräfte für die Entwicklung und Prüfung von AI-Anwendungen
3. Weltklasse ForschungErläuterungen zur Frage:
Dieses Bildungsziel - die Sicherstellung von Digital- und KI-Kompetenzen aller Bevölkerungsschichten im Hinblick auf die oben aufgeführten Zielen - wird als Voraussetzung für die weiteren Handlungsfelder gesehen. Es muss erreicht werden, bevor die Umsetzung anderer Ziele möglich ist. -
Frage:
Wie könnten wir Produktivitätsgewinne durch KI für Gemeinwohl einsetzen?Erläuterungen zur Frage:
Wichtig bei der Frage ist der Fokus auf das Gemeinwohl, also das Wohl der gesamten Gesellschaft. Es geht bei der Frage also nicht um das individuelle Wohl, z.B. Produktivitätsgewinne oder kurzfristige Vorteile für einzelne Akteure oder bestimmte Gruppen. Ein Beispiel verdeutlicht diese Differenzierung: Die Errichtung eines hoch innovativen Altersheims, das jedoch erhebliche Ressourcen verbraucht, wäre nicht im Sinne des Gemeinwohls. -
Frage:
Wie könnten wir KI so anwenden, dass Ökosystemdienstleistungen regenerativ statt extraktiv genutzt werden?Erläuterungen zur Frage:
Die Erläuterung erfolgt anhand einer Matrix mit den Achsen "Zustand der Natur" und "Zeit": Gegenwärtig wird ein extraktiver Kurs im Umgang mit der Natur verzeichnet: Während der Wohlstand der Gesellschaft und das wirtschaftliche Wachstum zunehmen, schwinden gleichzeitig die Reserven und der Zustand der Natur verschlechtert sich. Die Gesellschaft muss Ressourcen nicht nur nachhaltig nutzen und damit den aktuellen Zustand bewahren, sondern aktiv darauf hinarbeiten, dass sich die Natur erholen kann und sich ihr Zustand verbessert. -
Frage:
Wie könnten wir KI für eine bessere Prävention und Behandlung von physischen und psychischen Krankheiten einsetzen?Erläuterungen zur Frage:
KI soll den chancengerechten Zugang zu Diagnostik, Pflege und Therapie für alle ermöglichen. Die Forschung und Entwicklung zu KI im Gesundheitsbereich soll bedürfnisorientiert geschehen. Wenn Krankheiten nicht ausgerottet sind, wissen sich alle Menschen bei medizinischen Herausforderungen selbst zu helfen. Die Motivation ist erstens, das Personal zu entlasten, zweitens, die Patientinnen und Patienten zu unterstützen und drittens Geld einzusparen.
Die erarbeiteten Zukunftselemente
Geleitet von der Frage "Wie trägt Künstliche Intelligenz zur Nachhaltigkeit in der Schweiz bei?" wurden im ersten Policy Sprint Workshop im November 2023 gemeinsam Elemente einer wünschenswerten Zukunft identifiziert und Leitfragen für die Entwicklung von Massnahmen für den kommenden Workshop am 23. Februar 2024 definiert.
Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz haben wir beispielhafte Bilder und Texte entwickelt, die diese Elemente greifbar machen. Diese sind auf den folgenden Postkarten zu sehen.
Die Fragestellung
Wie trägt Künstliche Intelligenz zur Nachhaltigkeit in der Schweiz bei?
Mit der Fragestellung möchten wir Visionen und Massnahmen entwickeln, inwiefern künstliche Intelligenz zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Agenda 2030 beitragen kann.
Dazu orientieren wir uns an der Definition des EU Parlaments (2020) für Künstliche Intelligenz als “Fähigkeit einer Maschine, menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität zu imitieren.”
Den Begriff der Nachhaltigkeit konkretisieren wir durch die Strategie Nachhaltige Entwicklung 2030 vom Bundesrat (ARE, 2022). Diese orientiert sich an der Agenda 2030, in der die Weltgemeinschaft sich 17 Ziele für eine sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltige Entwicklung gesetzt hat. Folgende Zielkonflikte bestehen für die Schweiz und könnten mit Künstlicher Intelligenz verändert werden:
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Wirtschaft
Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion
Weltweit werden mehr Ressourcen verbraucht, als die Ökosysteme bereitstellen können. Die Schweiz trägt pro Kopf mit einem überdurchschnittlichen Anteil dazu bei. Dies verursacht ein Ungleichgewicht zwischen Umweltbelastung und wirtschaftlichem Wachstum sowie zwischen ökologischen und sozialen Vorgaben. Der Handlungsspielraum von Unternehmen beschreibt ein komplexes Spannungsfeld zwischen Konsumgesellschaft, Ressourcenverbrauch und Produktion und dem Schutz und der Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen (ARE, 2022).
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Umwelt
Klima, Energie und Biodiversität
Der Klimawandel ist eine Bedrohung für Entwicklungserfolge und Zukunftsperspektiven. Treibhausgasemissionen müssen reduziert werden, um klimabedingte Auswirkungen zu bewältigen. Klima, Energie und Biodiversität beeinflussen sich gegenseitig und sind essenziell für eine resistente und reaktionsfähige Gesellschaft. Die Vereinbarkeit von Umwelt- und Naturschutz mit sozialem und wirtschaftlichem Wachstum muss angestrebt werden, um das 1.5 Grad Ziel zu erreichen (ARE, 2022).
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Soziales
Chancengleichheit und sozialer Zusammenhalt
Inklusive Gesellschaften ermöglichen ökonomisch und sozial gleichwertige Chancen. Dennoch ist der Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Verteilungsgerechtigkeit sowie zwischen Chancengerechtigkeit und Wirtschaftsfreiheit eine Herausforderung für die Schweiz und ihre enkeltaugliche Zukunft (ARE, 2022).
Unsere Förderpartner
Der Policy Sprint wurde dank der Unterstützung des Migros-Pionierfonds und der Stiftung 3FO
Der Aufbau und die Realisation der kollaborativen Spaces von Expedition Zukunft wird durch unseren Initialpartner Migros-Pionierfonds ermöglicht.
Der Migros-Pionierfonds unterstützt nachhaltige Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen, um den systemischen Wandel in Richtung einer zukunftsfähigen Gesellschaft anzustossen. Der wirkungsorientierte Förderansatz verbindet finanzielle Unterstützung mit einem aktiven Förder- und Risikomanagement. Der Fonds ist Teil des gesellschaftlichen Engagements der Migros-Gruppe und verfügt über jährlich rund 15 Millionen Franken. Getragen wird er von Unternehmen der Migros-Gruppe wie Denner, Migros Bank, Migrol, migrolino und Ex Libris. Weitere Informationen: www.migros-pionierfonds.ch
Die Stiftung 3FO unterstützt Expedition Zukunft bei der Entwicklung neuer Methoden zur überparteilichen Entwicklung politischer Visionen.
Dank der Unterstützung der Stiftung 3FO entwickelt Expedition Zukunft neue kollaborative Methoden, die im Sprint KI zum Einsatz kommen. Die Stiftung 3FO fördert Expedition Zukunft im Rahmen ihres Förderschwerpunktes Kooperation und Konfliktbearbeitung: “Damit Menschen in ihrem Arbeits- und Lebensumfeld sich selbst und andere befähigen, Konflikte friedlich, zielgerichtet und kooperativ zu bearbeiten und durch Prozesse, Strukturen und Verhaltensweisen Kooperation gefördert wird.” Weitere Informationen: www.3fo.ch/stiftung